Kommentar: Wird Apple den Pro Anwendern gerecht?

Am Dienstag hat Apple das neue MacBook Pro vorgestellt, wenn man die technischen Daten mit dem Vorgänger und anderen Pro Notebooks vergleicht, kommt die Frage auf, ob das Neue dem Anspruch eines Pro Anwenders gerecht wird.

Vor der Kritik aber erst einmal die positiven Veränderungen. Das neue per CNC gefertigte Gehäuse entspricht mit seiner Robustheit auf jeden Fall den Pro Anwendern. Auch der neue Grafikchipsatz 9600M GT von Nvidia und das CPU/Frontside-Bus-Update ist, der richtige Schritt. Das neue TouchPad und der Einsatz des DisplayPort ist eine konsequente Weiterentwicklung. Bei alledem handelt es sich aber nur um Produktevolution und nicht Revolution.

Was erwartet ein Pro Anwender?

Kommen wir nun zur eigentlichen Frage zurück: „Was erwartet ein Pro Anwender“? Robustheit, Zuverlässigkeit, Performance, Investitionssicherheit, Support, leichte Bedienung, Normenkonformität, Erweiterbarkeit, um nur ein paar Stichworte zu nennen.

Wahlfreiheit gefordert!

Mit dem neuen MacBook Pro lässt Apple dem Käufer leider keine Wahl mehr, ob er ein mattes oder glossy Display benötigt, es gibt das Display nur noch in der Variante „glossy“. Damit hat Apple das MacBook Pro für den Pro Anwendern in vielen Fällen disqualifiziert. Der Großteil, der Pro Fotografen sind, auf farbrichtiges Arbeiten angewiesen, dies ist aber aufgrund der hohen Reflexionen mit einem glossy Display nicht möglich. Die Display Kalibrierung läst sich nicht annähernd so gut wie mit einem matten Display durchführen. Unter den Pro Anwendern stößt Apple hier auf weitgehendes Unverständnis, warum man nicht wie beim Vorgänger die Wahlmöglichkeit hat. Außerdem ist ein Unternehmenseinsatz des neuen MacBook Pro nicht möglich, da glossy Displays gegen die Bildschirmarbeitsplatzverordnung verstoßen und die TCO‘03 außerdem vorschreibt, dass schwarze Tastaturen und Monitorränder nicht ergonomisch sind. In vielen Unternehmen ist die Einhaltung der Bildschirmarbeitsplatzverordnung und TCO‘03 zwingend vorgeschrieben.

Der FireWire Schwund.

Die Investitionen in externe Hardware werden durch die neue Generation Notebooks auch stark in Frage gestellt. Wie lange gibt es noch FireWire im MacBook Pro? Wer bisher seine externe Festplatten per FireWire 800 und eine Kamera, Scanner, AudioHW, etc. per FireWire 400 angeschlossen hatte, muß nun seine Verkabelung komplett ändern und ggf. einen zusätzlichen FireWire Hub anschaffen. Mit dem neuen MacBook hat Apple durch den kompletten Wegfall von FireWire zusätzlich für Unverständnis gesorgt. Bei einem Produktpreis von 1200,- EUR können die 5,- EUR für FireWire Controller und Buchse nicht der Grund gewesen sein. Und ins Gehäuse reingepasst hätte der auch noch irgendwie. Damit gibt es von Apple im Bereich der Notebooks bis zwei Kilogramm kein Gerät mehr mit FireWire. Leider hat Apple es auch versäumt, z.B. mit eSATA, eine Alternative zu schaffen. USB 2.0 für externe Festplatten ist ein Rückschritt, die Performance von USB 2.0, besonders unter Mac OS X ist im Gegensatz zu FireWire 400 als verhältnismäßig schlecht zu bezeichnen.

Chipsatz und Festplatte OK?

Es stellt sich auch die Frage ob der Nvidia MCP79 Chipsatz im Pro Bereich eine gute Entscheidung darstellt, im Gegensatz zu Intels Montevina Chipsatz unterstützt dieser nur 4 GB Arbeitsspeicher, im Pro Bereich wären die bis zu 8 GB Arbeitsspeicher des Montevina sehr willkommen. Warum Apple in einem Pro Produkt standardmäßig immer noch langsame Festplatten mit 5400 U/Min. einsetzt, ist nicht nachvollziehbar, denn diese ist der Flaschenhals des gesamten Systems.

Wo sind die Innovationen?

Viele Final Cut Pro Anwender werden bei der neuen Generation auch auf ein BlueRay Laufwerk und ein mit z.B. 1680×1050 höher auflösendes Display als Option gehofft haben. Auch hier hat Apple den Anschluss verloren. Viele Pro Anwender warten schon seit Ewigkeiten auf eine Docking Lösung für das MacBook Pro. Wer häufig mit seinem MacBook nicht nur am Schreibtisch sondern auch unterwegs arbeitet, flucht jedes Mal über den Kabelverhau, den er mühselig ab- und anstöpseln darf. Hier ist der Mitbewerb Apple um Meilen voraus. Und was ist eigentlich mit FireWire 1600?

Abschlussbemerkung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das neue MacBook Pro ein robustes gut ausgestattetes Notebook ist, das aber leider den Anforderungen der Pro Anwender nicht gerecht wird. Hätte Apple das Pro aus dem Namen gestrichen, währe die Ausrichtung klar ersichtlich, es handelt sich um ein teures Notebook für den Privatbereich. Der Pro Anwender erwartet von seinem Arbeitsgerät einfach mehr und das findet er, wenn man von Mac OS X absieht, in den aktuellen Produktpaletten von z.B. Dell oder Lenovo viel eher.

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