WordPress Community Burnout?

Ich nutze WordPress mittlerweile seit über 15 Jahren und bin 2011 auf dem WordCamp in Köln das erste Mal mit der Community in Kontakt gekommen. Damals war sie noch recht klein und übersichtlich, es gab in Deutschland einmal im Jahr ein WordCamp und noch so gut wie keine Meetups. Danach gab es zwei Jahre lang das WPCamp in Berlin, und 2014 das erste WordCamp Hamburg, das als erstes deutsches WordCamp, das zusammen mit dem Global Community Team organisiert wurde. Hier gab es auch das erste Mal einen Contributor Day in Deutschland und dieser hat einen enormen Schub in der Community verursacht. Im folge Jahr, gab es bereits 2 WordCamps und in 2016 sogar vier. Das ganze gipfelte 2019 in der Ausrichtung des WordCamp Europe in Berlin, mit über 2700 Teilnehmenden, das größte WordCamp weltweit.

Die Situation in Köln hat sich, seit im September 2013 ein zweiter Anlauf für ein Meetup gestartet wurde, wie folgt entwickelt. Seit dem fand jeden 3. Dienstag im Monat da Meetup statt. Mittlerweile hat die Gruppe auf Meetup.com über 1100 Teilnehmer. Wir haben in Köln seitdem 4 WordCamps (2015, 2016, 2017 und 2018) organisiert und seit 2014 jährlich die FrOSCon in St. Augustin mit einem Developer Room bereichert. Allerdings sind die Teilnehmerzahlen beim Meetup eher konstant bei 20 – 30 Personen und die Vorträge kommen meistens von denselben 5 – 10 Personen. 

Ich selber habe seit 2015 an der Organisation von mehr als 10 WordCamps mitgewirkt, bin im Orgateam der Meetups in Köln und Bonn und im Global Community Team als Deputy tätig. Seit längerem fällt mir auf, das es in der deutschen Community einen schleichenden Verlust von ehemals sehr aktiven Volunteers gibt und gefühlt noch langsamer neue hinzugewonnen werden können. Hier mag jeder seine eigenen Gründe haben, aber ich finde es sehr bedauerlich, das wir es in meiner Wahrnehmung aktuell nicht schaffen zu wachsen, obwohl der Marktanteil von WordPress immer weiter wächst.

Und auch die Organisation von Veranstaltungen wie WordCamps wird immer schwieriger, da zum einen die Arbeitskraft der Mithelfenden fehlt und zum anderen wir es auch nicht schaffen neue Sponsoren zu finden, die bereit sind, dies finanziell zu ermöglichen. Ich hatte gehofft, dass es nach dem WCEU  in Deutschland hier einen ähnlichen Schub wie 2014 in Hamburg geben würde, aber ich kann leider nichts Derartiges feststellen und befürchte das wir in unserer Community einen Burnout erleben. 

Wie siehst du das? Bist du anderer Meinung oder erlebst du es ähnlich?

5 Gedanken zu „WordPress Community Burnout?“

  1. Lieber Thomas,
    auch mir ist schon länger aufgefallen, dass die deutsche Community immer wieder Menschen „verbrennt“, die dann ihr Engagement deutlich zurückfahren. Die Gründe sind sehr unterschiedlich (und mögen teilweise auch im persönlichen Bereich liegen), aber es scheint der „Drive“ verloren gegangen zu sein.
    Aus meiner Sicht hat aber vieles davon mit einem Spannungsverhältnis „USA vs. Europa“ und „Entscheidungen vs. Community“ zu tun. Diese Spannungen führen zu erheblichen Reibungsverlusten, die dann auch bewirken, dass „unproblematisches“ Community-Engagement eben auch reduziert wird (die Meetup-Organisation ist zB ja weitestgehend unabhängig von „äußeren“ Einflüssen).
    Gleichzeitig haben wir ja auch schon festgestellt, dass WordPress für viele einfach nur ein Werkzeug ist, welches benutzt wird. Eine tiefergehende Beschäftigung mit der Community, den internen Organisationsstrukturen etc. ist da auch einfach nicht gewünscht. Zudem ist ein solches Onboarding gar nicht so einfach: erfahrene Community-Mitglieder kennen diverse WP-Dramas, Stolperfallen und Fettnäpchen, Neulinge sind mit der Komplexität der Tools, Gruppen und „Bedingungen“ häufig überfordert.
    Aus meiner Sicht kann Community-Arbeit immer nur dann regional gut funktionieren, wenn es engagierte Köpfe gibt, die den Laden organisieren und führen. Allerdings ist das selten zeitlich rein ehrenamtlich möglich. Eine Idee wären also festbezahlte Community-Menschen nicht nur in den USA, sondern auch regional. Dabei zeichnet sich jedoch wiederum ab, dass es nicht so einfach ist, Sponsoren zu finden. Sei es für die Organisation von Wordcamps oder sei es für das Sponsoring von bezahlten Einsatzkräften. Es scheint mir nämlich so, dass auch im Bereich der Sponsoren ein gewisser Burnout sichtbar ist. Sponsoren möchten natürlich immer eine messbare Gegenleistung für ihr Engagement. Möglicherweise sind die gebotenen Leistungen nicht stark genug.

  2. Erlebe es sehr ähnlich. Viele der lange Aktiven werde müde und somit schlafen Dinge hier und da ein.

    In vielen Bereichen kann ich verstehen, dass Personen keine Lust mehr haben ihre Bemühungen weiterzuführen wenn so gut wie keine Wertschätzung der Nutzer kommt. Die meisten der WP-Anwender nutzen die Software aber wissen gar nicht was da alles hinter steckt. Geschweige den dass Lob oder finanzielle Mittel gegeben werden.

    Habe oft das Gefühl, die großen Agenturen und Firmen haben das Schiff übernommen und die „alte Kern-Community“ sitzt noch an Board und weil sie an ein Paar Schrauben drehen haben sie das Schiff noch unter Kontrolle.

    Es grüßt
    derRALF

  3. Personally, I believe there are two factors that could be causing this.

    1. There’s probably not a lot of room left to grow. WordPress reigns supreme, and everywhere. The communitity is absolutely massive. I think we’re at its peak. Inevitably, something shinier is going to come along at some point, and there are already many new competitors that offer a better experience for some users.

    2. WordPress has matured from an exciting small community (I was there too, 15yr ago), building a fast-moving piece of software to a stable, reliable business product. There are tons of products (open source or otherwise) that do not have meetups and converences, yet do really well.

    For many, WordPress is just a tool. Like many others. You get it, use it, and it works well. Because of its scale, you’re likely not going to really be involved in its creation, unless you’re really willing to dive in deep. It’s okay that only a small percentage of people does that.

    P.S. I can read German, but not write it, sorry…

  4. I’m not very familiar with the German community speficially, but I think there are two reasons the community may not be growing as much as it used to.

    1. There may not be much room to grow left. WordPress reigns supreme, and it’s everywhere. The community is huge. We’re probably at peak WordPress. Newer and shinier things will inevitably pop up, and there are already competitors that offer a better experience for some.

    2. WordPress has matured from a small community creating a fast-moving piece of blogging software to a stable, reliable business product. It’s become increasingly less likely for (new) community members to really become involved in its creation. only a small number of people will really dive in, and that’s okay. Others will help out occasionally, and that’s great too.

    For most, WordPress is likely a tool. You get it, use it, and it works well for most tasks. And those tasks are mostly commercial now, unlike blogs were 15 years ago. I sometimes long for the old days, but the reality is probably that WordPress is no longer the grass roots movement that it was back then. And it’s likely lost some of its community appeal.

  5. befürchte das wir in unserer Community einen Burnout erleben

    Sehe ich genauso, und es wäre nicht das erste Mal. Vielleicht würde ich es auch nicht direkt Burnout nennen, sondern „Fachkräftemangel“? 🙃

    Seit ich 2011 diese Community entdeckt habe, hat es mindestens zwei Generationswechsel gegeben. Der erste passierte um das von dir erwähnte WordCamp Hamburg 2014 herum. Vorher waren die organisatorischen und technischen Produktionsmittel in der Hand derer, die die deutschsprachige Community 2004 (?) mit der ersten Übersetzung von WordPress ins Deutsche begründet hatten. Im Zuge des Erfolgs dieser Übersetzung wurde eine Firma gegründet, um die Pflege von WordPress auf Deutsch mit kommerzieller Auftragsarbeit rückzufinanzieren. Das lief auch alles ganz prima, nur dass die Verantwortlichen „ihre“ Community über die Jahre international immer weiter isolierten – aus einem wachsenden Clinch mit einem zunehmend als globale „Zentrale“ agierenden WordPress.org heraus, für den eventuell (meine Vermutung, nicht belegbar) letztendlich die sehr persönliche Differenzen einzelner Schlüsselfiguren auf beiden Seiten des Atlantiks verantwortlich gewesen sein mögen.

    Dann kamen die WP Camps 2012 und 2013 und entfalteten eine gewisse Signalwirkung. Meetups enstanden, und das WordCamp Hamburg wurde als erstes WordCamp in (hauptsächlich) deutscher Sprache in Zusammenarbeit mit der mittlerweile gegründeten WordPress Foundation durchgeführt.

    Es war eine wunderbare Zeit, aber was wir in unserem Eifer damals vielleicht ziemlich verschwitzt haben, wäre aus meiner Sicht: Dokumentation, Schulung, Rekrutiertung von Nachwuchs. Dass Leute wie Petya (Polyglots Lead) lange Zeit über alle WordCamps dieses Globus tingelte, war keine Charity-Aktion; die Notwendigkeit, neue Freiwillige für das Projekt zu gewinnen, war und ist imminent und ein zentrales Anliegen der Foundation hinter aller Community- und WordCamp-Romantik. Und meines Erachtens zeugt unsere gegenwärtige Lage als lokale Communtiy von einem Mangel an lokalem „Outreach“. Wobei das Wachstum von WordPress selbst sicherlich insofern eine Rolle spielt, dass wer heute mit der Software in Berührung kommt, deswegen nicht automatisch auch die Communities dahinter kennenlernt. Das war vor knapp zehn Jahren vielleicht noch anders.

    Oh, und natürlich haben wir nach Hamburg Meetups abgehalten und Neulinge an WordPress herangeführt! Und irgendwann anschließend kam dann die Zeit, in der ich den zweiten Generationswechsel verorte, als Schlüsselfiguren wie Torsten, Bego, Stephanie (Wiermann, Hamburg) und andere sich langsam zurückzuziehen und Andere nachzurücken begannen. Aber waren es genug Andere, und hatten wir ihnen das Rüstzeug vermittelt, das sie gebraucht hätten, um ihrerseits eine neue Generation zu rekrutieren? Waren wir strategisch genug vorgegagen, was Outreach und Rekrutierung anging? Konnten und wollten wir überhaupt?

    Wer seine Freizeit mit der Übersetzung von WordPress, oder in den Support-Foren, oder mit Plugin-Pflege oder Theme Review usw. verbringt, ist ja deswegen noch lange nicht automatisch in der Lage, oder willens, neue Leute „auszubilden“ – was nämlich schnell in einen Full-Time-Job ausarten kann. Meines Erachtens ist uns genau das nicht umfassedn genug gelungen, und meines Erachtens ist es absolut nicht unsere Schuld. WordPress, als immer noch von Amerika aus zentral gesteuertes Projekt, hat ein massives Strukturproblem. Und ich denke, wir kriegen momentan einfach den Fallout dieses Problems mit.

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